Richtfest

Richtfest

Wie ich bereits in einem früheren Posting erwähnte, ist auch der BERLIN-Bausatz nicht ganz ungeschoren durch die Pandemie gekommen. Leider fiel mein ernüchterter Blick beim Öffnen des Kartons auf diesen Zettel:

Und einige Teile hatten auch ganz offensichtlich einen Sonnenstich. Besonders das Mastoberteil mit dem Antennenträger-Sechseck hatte es übel erwischt.

Da ich aber irgendwie noch weniger Lust auf Reklamationsabläufe als auf das Richten krummer Teile habe, wollte ich es zumindest mal probieren mit dem Erwärmen und Geraderichten. Tatsächlich ließ sich die verzogene Plicht der STEPPKE ganz gut wieder in eine annehmbare Richtung drücken. Das Material wird bei Erwärmung weich, ohne gleich komplett die Form zu verlieren. Wenn man es mit dem Fön also sanft aber nachdrücklich erwärmt, hat man gute Chancen, das betreffende Teil wieder in Ordnung zu bringen.

Bevor ich jetzt aber meinen inneren Friseur von der Leine gelassen habe, schaute ich mir die betreffenden Teile nochmal genau an. Beim Dach standen die Ecken am hinteren Ende hoch, während die Dachfläche eher hochgewölbt war.

Beim Mastoberteil waren die Streben verbogen und das Podest für das Topplicht hing auf “fünf Minuten vor Zwölf”. Ich hatte dieses Teil eigentlich schon so gut wie reklamiert.

Das Sechseck habe ich dann grob vorgerichtet, aber festgestellt, dass es schwierig ist, die weich gewordenen Streben sauber auszurichten. Sie neigen dann zum Durchhängen.

Schlagartig spürte ich eine gewisse Lehre, die in mir schlummerte. Ich habe sie rasch in Sketchup konstruiert – im Grunde eine 10mm dicke Platte mit einer Vertiefung für die über die Streben ragende Mittelplatte und einem Loch für das Topplichtpodest – und habe sie mit dem Ender gedruckt. Sieht dann so aus:

An der Lehre habe ich den Mast koppheister mit einer Schraube fixiert, dann das Ganze mit dem Fön eine Weile angepustet und die Streben haben sich alle ganz flexibel und entspannt auf die Oberfläche der Lehre gelegt.

Jetzt ist das Teil kein Reklamationsfall mehr, sodern benutzbar. Wieder Nerven und Ressourcen gespart.

Die zwei angebrochenen Streben im Vordergrund resultieren aus einem frühen Biegeversuch bei nicht ausreichender Erwärmung. Sekundenkleber wird’s richten.

Beim Dach war die grundsätzliche Idee, es einfach auf eine glatte und gerade Oberfläche zu legen, warm machen, es legt sich flach, abkühlen lassen. Das ist auch grundsätzlich der richtige Weg. Leider aber auch der Weg zu einem in der Mitte durchhängenden Dach, denn außen am Rand sitzen die Streben, die im Original den Dachrand versteifen. In der Mitte jedoch: Keine Unterstützung und relativ geringe Materialstärke. Das würde schnell in einer Durchhängepartie enden. Also auch hier wieder flugs die Schieblehre, das Lineal, Sketchup und den Ender geschwungen und eine Platte erstellt, die man unter das Dach legen kann und die die Dachfläche am Durchsacken hindert.

Dann einfach schön gleichmäßig angewärmt (Obacht, dass sich der Dachrand nicht verzieht!) und sanft niedergedrückt, bis zur Abkühlung und Wiedererlangung der “Kaltfestigkeit” – voila, ein flaches und gerades Dach!

Was als Unsicherheitsfaktor bleibt: Wie siehts im Sommer aus? Muss man das Schiff ab 30 Grad im Schatten drin lassen? Und wie transportiert man das gute Stück im Auto, wo es ja schonmal etwas wärmer werden kann… da sind die 60 Grad schnell erreicht. So ein Auto im Sommer auf dem Parkplatz verhält sich ja aufheiztechnisch auch nicht anders als der pandemiegebremste Container auf dem sonnigen Ladehof.

Da ich sowieso eine Transportkiste bauen will, nehme ich mal eine gewissen Wärmeisolierung mit ins Lastenheft auf. Man kann nie wissen…

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